Vor einigen Monaten hörte und sah ich Clarigna Küng hoch oben auf dem Gerüst einer Baustelle. Sie spielte Bach.
Berührend, zerbrechlich, manchmal fast unhörbar, doch dann wieder völlig klar und präsent, leidenschaftlich, fulminant. Dazu mischten sich unvermutet - aus einzelnen dünnen Fetzen immer dichtere Klangfahnen webend - ihre Jodelstimme und Improvisationen mit der Violine. Ihr weisses, leichtes Kleid flatterte im Wind und stand in einem deutlichen Gegensatz zur brachialen, schweren Baustellenumgebung:
Eine junge Frau, in ein eindringliches Gespräch mit einem alten Komponisten vertieft, respekt- und hingebungsvoll, eigenständig, selbstbewusst und gleichzeitig bescheiden.
Eine Musikerin, eine Künstlerin, die ihre Virtuosität, ihre klangliche Sicherheit und ihr ausgefeiltes Handwerk nicht in den Vordergrund stellt, sie sind ihr selbstverständliche Mittel, um eine Musik zu schaffen, die von nie endendem Suchen erzählt, vom tiefen Forschen nach Klangräumen und Ausdruck dies - und jenseits des Möglichen. Ernsthaft und leichtfüssig zugleich.
Und immer war es Bach.Roman Rutishauser
KONZERTE UND
ÖFFENTLICHE AUFTRITTE